Während es uns die heutige Technik erlaubt, Momente jederzeit hochauflösend zu konservieren, ist es nicht Ziel meiner Arbeit Situationen möglichst detailgetreu zu dokumentieren. Vielmehr sollen entromantisierende Tendenzen aufgebrochen, und durch Abstraktion zur individuellen Reflexion und Auseinandersetzung eingeladen werden. Bilder als stille Poesie. Nun ist es in der Fotografie naturgemäß nur schwer möglich, kein Abbild der Realität zu erzeugen. Bleibt es bei dem steten Versuch die Grenzen zu verschieben; dem Streben danach, den Moment aus der Wirklichkeit zu entkoppeln, um eine für den Betrachter individuelle Welt zu schaffen. Das Foto als Spiegel der Seele - ein Gedicht ohne Worte.
Vollkommenheit entsteht nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Die schwarz-weiße Darstellung kreiert eine eigene, von der Wirklichkeit losgelöste Ästhetik. Sie hilft dabei, das Abgebildete von störenden Einflüssen zu befreien, schafft Klarheit, lenkt den Blick auf das Wesentliche. Keine Farben also, und nur selten Gesichter. Die Reduktion erhöht den Interpretationsspielraum, lädt den Betrachter ein, sich mit dem Gesehenen zu identifizieren. So ist das Model oft nur Mittel zum Zweck, ein Platzhalter für die menschliche Komponente in der jeweiligen Komposition. Platzierung und Körperhaltung ergeben in Interaktion mit der Umgebung ein Konstrukt, welches dem Betrachter Raum geben soll zu verweilen. Eine Einladung sich einzulassen. Die Emotion steht im Vordergrund, der gezeigte Bildausschnitt reduziert auf monochrome Ästhetik. Der Sachverhalt steht zur Disposition, losgelöst von Zeit und Raum, weit über die bloße Dokumentation eines bestimmten Augenblicks hinaus.